Bundespräsident Gauck auf der Wartburg

Bundespräsident Gauck besucht Wartburg

Foto: epd-bild/Norbert Neetz

Bundespräsident Gauck und Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht auf der Wartburg.

Bundespräsident Gauck auf der Wartburg
Bundespräsident Joachim Gauck hat am Freitag die Wartburg bei Eisenach besucht. Dabei mahnte er mit Blick auf die Ermittlungspannen bei der Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrundes" (NSU) eine effektivere Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden an.

Nach den Vorgängen beim Verfassungsschutz müsse alles getan werden, um das verloren gegangene Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen, sagte Gauck. "Wir dürfen einander nicht verschweigen, dass wir miteinander Sorge haben", fügte das Staatsoberhaupt hinzu.

Bei seinem Antrittsbesuch in Thüringen habe er sich von Innenminister Jörg Geibert (CDU) ausführlich über die Ermittlungen und die Situation im Verfassungsschutz des Freistaates informieren lassen. "Wir wollen nicht einfach zuschauen, sondern wissen, was ist", betonte das Staatsoberhaupt. Eine der wesentlichen Fragen sei nunmehr, ob es in der Kommunikationsstruktur zwischen den einzelnen Behörden tatsächlich Verbesserungen gebe.

Zu seinen vorangegangenen Besuchen auf der Wartburg sagte der frühere Gemeindepfarrer, als DDR-Bürger habe die Begegnung mit der Lutherstube auf der Burg seine "evangelische Identität gestärkt". Zudem erinnerte er an seine Auszeichnung mit dem Wartburgpreis im Jahr 2000 und an die Laudatio für seinen Amtsvorgänger Roman Herzog, der im Jahr darauf mit dem Preis der Wartburg-Stiftung geehrt wurde. Den Menschen im Freistaat bestätigte der Bundespräsident Engagement und Tatkraft, wovon "manches positive Signal für das ganze Land" und Ermutigung ausgehe.

Zum Auftakt seines Besuchs überreichte ihm Ministerpräsident Christine Lieberknecht (CDU) eine Radierung des vor wenigen Jahren gestorbenen Thüringer Künstlers Otto Paetz mit einer Darstellung der Wartburg, die als nationales Kulturdenkmal zum UNESCO-Welterbe gehört. Gauck erwiderte die Begrüßung im Festsaal des Palas (rpt. Palas) mit dem Zitat "Dich, teure Hallen, grüß ich wieder" aus Richard Wagners Oper "Tannhäuser".

Nach einem Rundgang durch die Burg und einer Begegnung mit Vertretern des Landtags trug er sich im Sängersaal in das Goldene Buch des Freistaates und in das Ehrenbuch des Landesparlaments ein. Weitere Stationen des ganztägigen Aufenthalts waren ein Autozulieferer in Krauthausen bei Eisenach und eine berufsbildende Einrichtung sowie ein Bürgergespräch in Bad Salzungen.

Die Wartburg

Die Wartburg bei Eisenach, seit 1999 UNESCO-Weltkulturerbe, war eine der wichtigsten Stätten der Reformation. 1517 veröffentlichte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen Missstände in der Kirche wie den Ablasshandel. Weil er an seiner Kritik festhielt, flüchtete der von Kaiser Karl V. Geächtete und vom Papst Gebannte am 4. Mai 1521 auf die Wartburg. Dort übersetzte Luther, getarnt als Junker Jörg, das Neue Testament innerhalb von zehn Wochen aus dem Griechischen ins Deutsche. Der Legende nach wurde die Wartburg von Ludwig dem Springer im Jahr 1067 gegründet. Auch die heiliggesprochene Landgräfin Elisabeth von Thüringen (1207-1231), die sich für Arme und Kranke einsetzte, lebte von 1211 bis 1228 auf der Burg.