Zentralratspräsident: Christlich-jüdischer Dialog bleibt wichtig

Josef Schuster

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Vorsitzender des Zentralrats der Juden, Josef Schuster

Zentralratspräsident: Christlich-jüdischer Dialog bleibt wichtig
Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, will den christlich-jüdischen Dialog nicht zum Trialog mit dem Islam ausweiten.

Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, will den christlich-jüdischen Dialog nicht zum Trialog mit dem Islam ausweiten. "Die Judenfeindschaft, die die Kirchen über Jahrhunderte gepflegt haben, lässt sich nicht innerhalb weniger Jahrzehnte beiseite wischen", sagte Schuster am Sonntag laut Redemanuskript bei der offiziellen Eröffnung des Instituts für christlich-jüdische Studien und Beziehungen an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau. Noch gebe es "offene Fragen und auch nicht verheilte Wunden", sagte Schuster.

Der Dialog werde 70 Jahre nach Kriegsende auch über schwierige Fragen wie die Verstrickung in die Schoah leichter, weil die Generation der Betroffenen größtenteils nicht mehr dabei sei, betonte der Präsident des Zentralrates: "Der zeitliche Abstand und die größere persönliche Distanz machen es einfacher, alte Gräben zu überwinden." Es sei wichtig, das Fundament, auf dem der christlich-jüdische Dialog stehe, weiter zu festigen. Deshalb sollte der Dialog bestehen bleiben, "aber kann natürlich um einen Trialog ergänzt werden", betonte er.

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Die Religionsgemeinschaften und Kirchen in Deutschland stünden heute oft vor ähnlichen Problemen, sagte Schuster. Die religiöse Bindung und auch die religiöse Bildung nähmen kontinuierlich ab. Immer wieder stehe nicht nur das Judentum vor der Herausforderung, den eigenen Glauben verteidigen und erklären zu müssen. Auch wüssten die Menschen hier in Deutschland oft zu wenig über den Islam, um differenziert urteilen zu können. "Mangelndes Wissen ist aber stets ein Nährboden für Vorurteile - davon können wir Juden ein Lied singen", sagte Josef Schuster.

Das neue Institut an der landeskirchlichen evangelischen Hochschule wurde bereits im Januar 2014 gemeinsam von Hochschule, bayerischer Landeskirche und dem Verein "Begegnung von Christen und Juden" (BCJ.Bayern) eingerichtet. Im September des gleichen Jahres nahm es unter der Leitung von Pfarrer Axel Töllner seine Arbeit auf.