Psychologin rät zu ehrlichen Antworten bei Kinderfragen zu Kriegen

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Foto: Getty Images/iStockphoto/LuminaStock

Psychologin rät zu ehrlichen Antworten bei Kinderfragen zu Kriegen
Kinderfragen zu Kriegsbildern in den Medien sollten nach Ansicht der Bielefelder Psychotherapeutin Claudia Catani ernstgenommen werden.
16.03.2015
epd
Katrin Nordwald

"Alles, was unausgesprochen bleibt, bekommt eine Bedrohung", warnt die Expertin für posttraumatische Störungen bei Kindern. Eltern sollten Kinder nicht allein und ungefiltert Nachrichten schauen lassen, sagte Catani dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ängste, die durch Bilder vom Ukraine-Konflikt oder vom Terror der IS-Miliz ausgelöst werden, sollten sie nicht als unberechtigt abtun, sondern darauf eingehen und sie einordnen.

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Kinder brauchten das ehrliche Gespräch in vertrauensvoller Atmosphäre, in dem sie ihre Ängste benennen können, sagte Catani. Kleine Kinder hätten beispielsweise Angst davor, dass der Mann mit dem Gewehr aus dem Fernsehen zu ihnen nach Hause kommt. Ältere Geschwister fühlten sich dagegen nicht mehr sicher in der Welt, weil in den Medien von der Möglichkeit eines Dritten Weltkrieges durch die Ukraine-Krise diskutiert werde.

Um ihnen Zuversicht und Geborgenheit zu vermitteln, müsse die Familie im Gespräch bleiben, rät die Psychologin, die an der Universität Bielefeld arbeitet und forscht. Mütter und Väter sollten dabei auch offen über ihre Ängste sprechen. Gleichzeitig sollten sie versuchen, dem Alter angemessen die Ängste mit Argumenten zu entkräften. Sätze wie "Komm, das ist nicht so schlimm" seien für Kinder nicht verständlich.

Das Weltbild müsse wieder zurechtgerückt werden, indem Eltern erklärten, wie Medien funktionieren, sagt Catani. "Medien berichten nicht darüber, wenn ein Flugzeug sicher landet, sondern über einen Absturz." Eltern sollten den Kindern deutlich machen, dass solche Katastrophen zwar passieren können, aber seltener, als es den Anschein habe. Mütter und Väter müssten auch nicht befürchten, dass die Konfrontation mit Kriegsbildern in Zeitungen und im Fernsehen einer Traumatisierung gleichkommt, die zu Angststörungen führt wie bei Flüchtlingskindern, die etwa Gewalt und Heimatverlust erfahren haben.

www.uni-bielefeld.de

Link zur Trauma-Ambulanz der Universität Bielefeld: http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE11/team.html